Als ich anfing, Linux zu benutzen, musste man noch Disketten-Images per ftp herunterladen, Kernel selbst kompilieren und die xorg.conf komplett per Hand anpassen.
Ich verwendete Linux bis vor ca. 2 Jahren. Inzwischen verwende ich nur noch Windows und betreibe einen Linux-Server (samba, http, smtp, pop3, ssh) auf Arbeit. Viele der Programme, die ich brauche oder die ich gut finde gibt es nur für Windows. Virtualisierung oder Emulation ist keine Option, da dafür meine Kiste nicht schnell genug ist und ich zügig arbeiten will. Derzeit läuft Windows Vista Home Premium SPII ohne Probleme.
Ab und an kitzelt es aber doch etwas und ich muss wieder Linux sehen. Dazu habe ich unter Windows Virtual Box instaliert und kann an Linux spielen.
Gestern wollte ich Ubuntu 9.10 auf einem Laptop probieren. Ich habe mir das ISO heruntergeladen und auf CD gebrannt, gebootet und für gutaussehend befunden. Die Partitionierung und die Installation ging ohne Probleme von Statten. Dass mein Display nur 800×600 zeigt, ignorierte ich zunächst.
Nach dem ersten Booten wollte ich meine Grafikkarte konfigurieren. SiS 771/671. Billiglaptop. Dafür gibt es bei Ubuntu keinen mitgelieferten Treiber. Also ab ins Netz. Es gibt da einige Artikel, die Probleme mit diesem Chip beschreiben. Viele Leute haben es nicht geschafft den Treiber richtig zu installieren bzw. zum Laufen zu bringen.
In den Anleitungen wird das Editieren der /etc/X11/xorg.conf beschrieben. Die gibt es bei Ubuntu 9.10 nicht mehr. Ok. Dann halt 800×600. Vielleicht morgen nochmal versuchen. Ist ja auch schon spät.
Rechner neu starten und unter Windows nach Mails schauen. Oh! Grub startet ja standardmäßig Ubuntu. Das will ich nicht. Das kann ich schnell noch ändern.
Nachdem ich Linux nochmals gestartet hatte, wollte ich in /boot/grub/ die entsprechende Datei editieren. Die ist aber auch nicht mehr da. Statt dessen gibt es in /etc haufenweise *.d-Verzeichnisse, die mit Scripten gefüllt sind. Nicht sehr „self-explanatory“.
Lage Reder — kurzer Sinn: Was will ich sagen? Zu meiner Linux-Zeit hatte man für jeder Programm, für jede Komponente eine Datei, die das Verhalten steuerte. Waren die Komponenten komplexer (httpd zum Beispiel), hatte man auch mehrere Dateien (Konfiguration, MIME-Typen, …). Jetzt läuft die eigentliche Konfiguration von vielen Sachen scriptgesteuert. In /etc liegen massenhaft Script (Scripte? In /etc? WTF!), die kein Mensch verstehen kann. Alles ist viel zu modular. Anpassungen sind mMn nur zu schlecht möglich.
Passt ein installiertes Ubuntu/Linux, dann ist das eine feine Sache. Nur das Fein-Tuning macht keinen Spaß mehr.
Entweder man macht die Konfiguration via vim wieder so einfach, wie sie einmal war oder man schreibt für jede Komponente eine GUI-Konfigurationsmöglichkeit. Letzteres wäre nicht schön, aber bei der Komplexität der scriptgesteuerten Konfiguration (Plug&Play?) nur konsequent.
So, das war jetzt der Eindruck nach ca. 3 Stunden Ubuntu/Linux nach 3 Jahren Fast-Abstinenz. Klar: Es gibt 1000 Foren, 2000 Wikis und 3000 mögliche Chat-User. Mir wäre aber eine gut dokumentierte Konfigurationsdatei lieber. Vielleicht bin ich in diesen Sachen aber auch nur zu konservativ.