Im Gegensatz zu vielen anderen Männern ist Auto fahren nun wirklich nicht das, was ich gerne mache. Es ist so, wie Aufwaschen oder zum Zahnarzt gehen. Man muss es halt ab und an machen. Um das stereotype Bild komplett zu machen, gebe ich auch zu, kein Bier zu trinken und keine Ahnung von Fussball zu haben. So, das war ein Geständnis, oder?
Jetzt muss ich leider zwei Mal pro Woche ca. 350 km fahren. Was mache ich denn mit den 3 einhalb bis 4 Stunden im Auto? Die Langeweile ist eigentlich das größte Problem an der Fahrerei. Man sitzt da drin und kann nichts machen. Nicht lesen, nicht Gitarre spielen, nichtmal die neue c’t kann man verächtlich kommentieren. Langeweile macht sich breit. Die Sender, die man im Auto so empfangen kann, will man nicht hören und der Deutschlandfunk kommt nicht durchgehend auf meiner Strecke.
Für mich haben sich jetzt zwei Sachen als recht unterhaltsam während der Ödniss herausgestellt:
[dradio.de](http://www.dradio.de/) bietet alle (?) Beiträge als mp3-Datei an. Die kann man sehr gut nach seinen eigenen Vorlieben durchsuchen und sich einige auf einen USB-Stick ziehen und mit [dem Teil](http://www.ivo-s.de/wp/archives/2005/11/02/mp3-im-auto/) übers Autoradio anhören (wenn es legal wäre). Die [Auswahl](http://www.ivo-s.de/wp/archives/2005/11/02/mp3-im-auto/) ist recht groß und die Beiträge sind auch meist nicht zu lang.
Das Problem beim „Texthören“ im Auto ist, dass man längeren Inhalten nur schlecht folgen kann. Vor allem, wenn man schnell im dichten Verkehr unterwegs ist. Der Handlung eines Hörbuches kann ich im Auto nicht folgen.
Auch so mancher Podcast landet auf dem Stick und wird im Auto gehört. So vergeht die Zeit und man lernt — gerade bei den dradio-Beiträgen — noch eine Menge interessante Sachen.
Die zweite Möglichkeit, die Langeweile im Auto zu verhindern ist das Hören von geeigneter Musik. Es gibt Situationen, da eignet sich Ravels Boléro und es gibt Situationen, da ist er fehl am Platze. Im Auto ist er Letzteres.
Was bietet sich an? Für mich — das habe ich letzte Wocher herausgefunden — ist es die Doppel-CD „Weld“ von Neil Young. Die mich kennen: „Klar, Young, was sonst! Iv! Klar!“ Dazu folgendes: Ich habe sehr viele CDs von Neil Young. Nicht alle, aber alle wichtigen. So um die 25 Stück. Darunter sind einige sehr gute, einige gute und einige schlechte. Aber nicht alle sehr guten oder alle guten Platten eignen sich zum Fahren.
Warum also „Weld“? „Weld“ ist kraftvoll, druckvoll, gigantisch und dazu mit einem kleinen Mitgröhl-Faktor. Genau das, was man auf einsamen Fahrten durchs Land braucht. So sitze ich also in meinem alten Opel Vectra Kombi und Neil quält die „Old Black“ bis sie nur noch Schluchzen von sich gibt. Ein Refrain, wie ein Schlager, eine Hookline, die es schon seit Jahrhunderten gibt.
Was? Ihr habt die „Weld“ nicht? Sofort besorgen! Die CD muss man haben. Man kennt dann zwar erst eine Fassette Neil Youngs, aber dafür eine seiner sehr guten. Lieder, wie Orkane. (Nee, das ist ja schon negativ belegt.) Lieder, wie Dynamit. (Nee, das ist zu platt.) Lieder, wie ein Gewitter. Gitarren als Blitze, das Schlagzeug als Donner. Des Meisters Stimme, wie das Peitschen des Regens (Nicht minder platt aber die Wahrheit!).
Anspieltipp:
* Hey hey, my my (Natürlich!)
* Welfare Mothers (Gröhl!)
* Love to Burn (Geniale Hookline)
* Farmer John („Time for some more?“)
* Roll another number („Some more trash for you …“)